Bei Patienten mit Kurzdarmsyndrom ist die Nährstoffaufnahme eingeschränkt. Je nachdem, welcher Darmabschnitt entfernt wurde, können bestimmte Nährstoffe nicht mehr richtig aufgenommen werden. Dieser Funktionsausfall des Darms wird in der Regel medikamentös und mit einer individuell angepassten Ernährungstherapie behandelt.
Nährstoffmangel durch Kurzdarmsyndrom
Der Mangel an bestimmten Nährstoffen infolge eines Kurzdarmsyndroms kann aber auch zu ganz spezifischen Mangelerscheinungen führen. So kommt es beispielsweise zu einer Anämie (Blutarmut), wenn Vitamin B12 nicht aufgenommen werden kann oder die Eisenaufnahme eingeschränkt ist, da diese an der Blutbildung beteiligt sind. Sie fühlen sich dann müde und antriebslos. Ist der Körper nicht ausreichend mit dem fettlöslichen Vitamin A versorgt, können Sehstörungen und Hautveränderungen auftreten. Nutzen Sie deshalb alle Möglichkeiten der Ernährungstherapie, um sich ausreichend mit Nährstoffen zu versorgen.
Besonders in der Anfangsphase nach der Darmoperation ist der verbleibende Darm noch nicht in der Lage, ausreichend Nährstoffe aufzunehmen. Deshalb ist es oft notwendig, dass die Nährstoffe durch eine parenterale Ernährung verabreicht werden. So schnell wie möglich sollte natürlich mit einer Nährstoffzufuhr über den Magen-Darm-Trakt begonnen werden. Dies kann in Form einer Sondenernährung oder auch unterstützend mit hochkalorischer Trinknahrung erfolgen.
Fresubin unterstützt Sie bei der Ernährung mit Kurzdarmsyndrom. Mit der Ernährungstherapie über Trink- und Sondennahrung verbessern Sie Ihren Ernährungszustand.
Auf den betroffenen Darmabschnitt kommt es an
Jeder Darmabschnitt hat eine unterschiedliche Verdauungsaufgabe. Damit ist klar, dass es zu unterschiedlichen Beeinträchtigungen durch das Kurzdarmsyndrom kommt, die spezielle Anforderungen an die Ernährung notwendig machen je nachdem, welcher Teil des Darmes bei Ihnen entfernt werden musste.
Kurzdarmsyndrom infolge einer Dünndarmresektion
Der Dünndarm ist vor allem für die Aufnahme von Eiweiß, Kohlenhydraten und Fetten verantwortlich. Aber auch Vitamine und Spurenelemente werden hier aufgenommen. Wasser und Elektrolyte können sowohl vom Dünn- als auch vom Dickdarm in den Körper geschleust werden. Wird der obere Teil des Dünndarms entfernt, können dessen Aufgaben im Verdauungsprozess meist von den nachfolgenden Darmabschnitten übernommen werden.
Wird der untere Teil des Dünndarms (terminales Ileum) entfernt oder ist dieser nicht mehr funktionsfähig, kann der restliche Darm dessen Aufgaben nicht übernehmen. So wird das Vitamin B12 ausschließlich im terminalen Ileum aufgenommen und auch die Gallensäuren, die wichtig für die Verdauung von Fetten sind.
Bei komplett erhaltenem Dickdarm, aber Entfernung des unteren Dünndarmabschnitts (terminales Ileum), kann es zum Auftreten eines Gallensäureverlustsyndroms und Durchfällen kommen. Gallensäuren werden für die Aufnahme von Fett benötigt. Sie dienen als Emulgator (Substanz, die dafür sorgt, dass sich Fett und Wasser zu einer Emulsion verbinden), damit sich die Fette im wässrigen Milieu des Dünndarms lösen können. Gallensäuren unterliegen in unserem Körper einem ständigen Kreislauf. Sie werden in der Leber gebildet, in der Gallenblase gespeichert und von dort bei Bedarf zur Fettverdauung an den Darm abgegeben. Im unteren Abschnitt des Dünndarms werden sie dann wieder aufgenommen und zur Leber transportiert, um erneut aufbereitet zu werden. Gallensäuren können im Gegensatz zu anderen Nährstoffen nur im Ileum aufgenommen werden. Wird dieser Darmabschnitt entfernt, werden die Gallensäuren nicht wieder aufgenommen. Es kommt zu dem so genannten Gallensäureverlust über den Dickdarm, sofern dieser noch vorhanden ist. Die Dickdarmschleimhaut reagiert sehr empfindlich auf die aggressiven Gallensalze und es kann zu starken Durchfällen kommen (chologene Diarrhö). Eine Linderung kann der Einsatz eines Gallensäurebinders, z. B. Cholestyramin verschaffen. Langfristig kann der Verlust der Gallensalze zu einer gestörten Fettverdauung mit vermehrter Ausscheidung von Fetten (Steatorrhö) führen.
Neben einer fettarmen Ernährung hilft hier die Verwendung von speziellen Fetten, den sogenannten mittelkettigen Fettsäuren (MCT-Fette). Ist der Dickdarm komplett entfernt und ein Stoma (künstlicher Ausgang) angelegt worden, können Fette meist in normaler Menge aufgenommen werden.
Wenn der Dickdarm nicht entfernt wurde, kann es in seltenen Fällen zu einer D-Laktatazidose kommen. Ursache ist bei hoher Zufuhr raffinierter Kohlenhydrate (z. B. Zucker) ein Übertritt unverdauter Kohlenhydrate in den Dickdarm, die dort von Bakterien umgesetzt werden. Dabei kann D-Laktat (Milchsäure) entstehen, wodurch der pH-Wert des Dickdarms absinkt (der Darm wird sauer). Dies begünstigt das Wachstum von Bakterien, die ebenfalls D-Laktat produzieren. Das D-Laktat kann vom menschlichen Körper nicht ausreichend abgebaut werden, wodurch neurologische Symptome hervorgerufen werden:
- Sehstörungen
- Verwirrtheit
- Gangunsicherheit
Fälschlicherweise werden diese Patienten häufig für alkoholisiert gehalten. Das D-Laktat kann im Blut bestimmt werden. Zur Therapie der Laktatazidose wird Bikarbonat gegeben und auf eine Kost umgestellt, die wenig raffinierte Kohlenhydrate enthält.
Ihr Arzt wird Ihnen auch raten, in regelmäßigen Abständen Ihre Nährstoffversorgung, besonders Ihre Versorgung mit Mineralstoffen, untersuchen zu lassen. Wenn nötig, wird er Ihnen zusätzliche Nährstoffe empfehlen und verordnen. Gerade wenn Ihnen das letzte Dünndarmstück fehlt, kann die Versorgung mit dem wichtigen Vitamin B12 beeinträchtigt sein. Das Vitamin B12 muss dann in regelmäßigen Abständen vom Arzt gespritzt werden.
Wie Sie erfahren haben, ist es beim Kurzdarmsyndrom wichtig, seinen Ernährungszustand zu kennen. Möchten Sie ihn testen? Dann schauen Sie hier.