Wie genau sieht eine Ernährungstherapie beim Kurzdarmsyndrom aus?
Kurzdarmsyndrom - Ernährung nach der Operation
Die Ernährung bei einem Kurzdarmsyndrom ist nicht nur davon abhängig, wie viel des Darms und welcher Darmabschnitt operativ entfernt wurde. Es spielt auch eine Rolle, wie viel Zeit seit der Operation vergangen ist: Der Darm ist in der Lage, sich bis zu einem gewissen Grad über die Zeit an die neue Situation anzupassen.
Kurz nach der Operation
Nach der Entfernung größerer Darmanteile kommt es in der Regel zu vermehrtem Durchfall, und die Verdauung geht schneller. Es werden dann vom Darm sowohl zu wenig Flüssigkeit als auch zu wenig Nährstoffe aufgenommen. Vor allem die gestörte Aufnahme von Flüssigkeit und Elektrolyten wird vom Körper nur kurze Zeit toleriert. In dieser Phase ist meist eine parenterale Ernährung notwendig.
Mehrere Stunden bis Tage nach der Operation
In der Regel kann sich der Darm sehr gut an die neue Situation anpassen. Ein Angebot an Nährstoffen durch Nahrungsaufnahme über den Darm fördert die Anpassung und kann so dazu führen, dass sich die Aufnahmefähigkeit des restlichen Darms im Lauf der Zeit verbessert. Deshalb sollten Sie schon bald nach der Operation – wenn es Ihr Arzt erlaubt – zusätzlich wieder etwas essen. Ein paar Tage nach der Operation kann der Darm Trink- und Sondennahrung meist gut verarbeiten. Trinknahrungen enthalten alle wichtigen Nährstoffe und sind gut verträglich. Sie helfen dem Darm, mit Nährstoffen wieder zurecht zu kommen. Trinknahrung von Fresubin finden Sie hier.
Wenn das gut funktioniert, können Sie zusätzlich mit gewohnter Nahrung in kleinen Mengen beginnen. Der Kostaufbau muss jedoch langsam geschehen. Dabei sollten Sie einige Punkte beachten:
- Beginnen Sie mit kleinen Portionen einer leicht verträglichen Kost, die einen Energiegehalt von 300-600 Kilokalorien (kcal) bietet. Bei guter Verträglichkeit können Sie die Energiezufuhr täglich um 200 kcal steigern.
- Verteilen Sie die Mahlzeiten auf 6 bis 8 kleine Portionen.
- Essen Sie zu Beginn gut verträgliche Lebensmittel wie Fisch und fettarmes Fleisch, Ei, Milch und Milchprodukte, Wurzelgemüse, Kartoffeln oder säurearmes Obst. Steigern Sie die Fettzufuhr langsam.
Zur Unterstützung kann aber immer eine zusätzliche parenterale Ernährung, die Sie auch zu Hause erhalten können (heimparenterale Ernährung), sehr gut geeignet sein. In den ersten Monaten nach einer solchen Operation kommt es zu einer vermehrten Produktion von Magensäure. In diesem Fall können säurebindende Medikamente helfen.
Tage bis Wochen nach der Operation
Jetzt braucht Ihr Körper eiweiß- und energiereiche Nahrung, um sich wieder gut zu erholen. Trink- und Sondennahrung kann auch hier eine sehr gute Hilfe sein – auch als Ergänzung zur normalen Ernährung. Sie ist auch bei angeborenem Kurzdarmsyndrom sehr hilfreich.
Wochen bis Monate nach der Operation
Die Anpassung an die veränderte Situation im Darm, auch Adaptation genannt, kann mehrere Monate bis zu einem Jahr dauern. Durch ein Wachstum der Schleimhautzellen im Darm kann die Fläche, die zur Aufnahme der Nährstoffe notwendig ist, vergrößert werden.
Bei vielen Patienten mit Kurzdarmsyndrom führt dies dazu, dass sie sich nach einiger Zeit wieder weitestgehend normal ernähren können. Zusätzlich können sie ihren Ernährungszustand auch weiterhin durch Trink- oder auch Sondennahrung bzw. parenteraler Ernährung unterstützen.
Bei manchen Betroffenen ist jedoch auch langfristig keine hundertprozentige Adaptation möglich. Ihr Darm ist dauerhaft nicht in der Lage, ausreichend Flüssigkeit und/oder Nährstoffe aufzunehmen. Diese Betroffenen benötigen über einen längeren Zeitraum entweder eine komplette parenterale Ernährung oder eine intravenöse Gabe von Flüssigkeit und Elektrolyten. Nur so erhalten Sie eine ausreichende Nährstoffversorgung, die für einen guten Ernährungszustand sorgt. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn der normalerweise vier Meter lange Dünndarm nach der Operation kürzer als einen Meter ist.
Ernährung mit Kurzdarmsyndrom - Tipps für den Alltag
Bei Kurzdarmsyndrom bietet die Ernährung einen guten Ansatzpunkt, aktiv den eigenen Gesundheitszustand – oder auch den Ihres Angehörigen – zu verbessern. Hier finden Sie hilfreiche Tipps, wie Sie dies im Alltag umsetzen können. Bitte sprechen Sie vorher alle Maßnahmen mit Ihrem Arzt oder einem Ernährungsberater ab.
Die richtige Nährstoffversorgung bei Kurzdarmsyndrom
- Besonders wichtig ist eine eiweißreiche Ernährung.
- Eine fettarme Ernährung ist nur notwendig, wenn der Dickdarm noch vorhanden, der Dünndarm aber stark verkürzt ist. In diesem Fall sollten sie Kontakt zu einer Ernährungsberatung aufnehmen.
- Achten Sie auf eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen. Erleichtert wird Ihnen das, wenn Sie Ihren Speiseplan z. B. mit vollbilanzierten Trinknahrungen ergänzen.
- Häufig müssen allerdings Zink, fettlösliche Vitamine und Magnesium extra eingenommen werden. Fragen Sie hierzu Ihren Arzt oder Ernährungsberater.
- Liegt eine Fettverdauungsstörung vor, werden auch die fettlöslichen Vitamine A, D, E und K nicht in ausreichender Menge aufgenommen. Die Versorgung mit diesen Vitaminen sollte regelmäßig überprüft werden.
- Kritisch kann außerdem die Aufnahme von Vitamin B12 sein, wenn der untere Dünndarmabschnitt entfernt wurde. Vitamin B12 wird nur in diesem Darmabschnitt aufgenommen. Fehlt dieser Darmabschnitt, muss Vitamin B12 in regelmäßigen Abständen vom Arzt gespritzt werden. Lassen Sie sich am besten ganz individuell beraten.
Geeignete und ungeeignete Nahrungsmittel bei Kurzdarmsyndrom
Die folgenden Lebensmittel sind für eine Ernährung mit Kurzdarmsyndrom geeignet:
- Von Kurzdarmsyndrom Betroffene sollten in ihrer Ernährung bevorzugt auf eiweißreiche Lebensmittel wie Fisch, Fleisch, Ei, Milch und Milchprodukte setzen.
- Bevorzugen Sie Geflügel, Kalb und mageres Rind- oder Schweinefleisch.
- Zusätzlich können Sie gut Eiweißpulver zum Anreichern Ihrer Speisen verwenden.
- Um den Energiegehalt zu erhöhen, ist Maltodextrin, ein Pulver zum Anreichern der üblichen Nahrung, geeignet.
Diese Nahrungsmittel können bei Kurzdarmsyndrom Probleme bereiten:
- Verzichten Sie jetzt am besten auf Hülsenfrüchte, Gurken, Pilze, Kohlsorten, frisch gebackenes Brot, frittierte Speisen, säurehaltige Lebensmittel, kohlensäurehaltige Getränke, frischen Salat, zu viel Rohkost, Tomaten, Blumenkohl, Brokkoli, Kohlrabi, Erbsen und grüne Bohnen.
So viel sollten Sie trinken
- Eine ausreichende Flüssigkeits- und Mineralstoffzufuhr ist bei einem Kurzdarmsyndrom besonders wichtig, vor allem, wenn Sie durch Durchfälle hohe Flüssigkeitsverluste erlitten haben.
- Besonders gut geeignet sind beispielsweise Saftschorlen mit einem Mischungsverhältnis von 1/3 Saft und 2/3 Wasser oder gesüßter Tee mit einer Prise Salz.
- Sehr süße Getränke mit einem hohen Zuckeranteil können die Durchfälle eher verstärken.
Weitere Ernährungsempfehlungen
- Essen Sie häufig kleine Mahlzeiten (sechs bis acht am Tag).
- Trinken Sie während der Mahlzeiten nur kleine Mengen. Das lässt den Nahrungsbrei langsamer wandern. Etwa eine Stunde nach einer Mahlzeit können Sie etwas mehr trinken.
- Führen Sie ein Ernährungstagebuch, um Unverträglichkeiten schneller erkennen zu können. So ein Tagebuch ist auch für Ihren Ernährungsberater hilfreich.
- Ihre Energiezufuhr sollte höher sein als die bei einem Gesunden. Grund hierfür ist, dass Sie die Nährstoffe schlechter verwerten. Wenn Ihnen das Schwierigkeiten bereitet, versuchen Sie es doch zwischendurch mit energiereicher Trinknahrung.
- Kauen Sie immer gründlich.